Deutschland

Quereinsteiger an die Tafel - Zum Schulstart fehlen der Bildungsnation Zehntausende Lehrkräfte

Bundesweit fehlen Lehrkräfte - vor allem ausgebildete. In Berlin wurden Tausende Lehrkäfte ohne Ausbildung eingestellt. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht Versäumnisse der Landesregierungen und der Kultusministerkonferenz (KMK).
Quereinsteiger an die Tafel - Zum Schulstart fehlen der Bildungsnation Zehntausende LehrkräfteQuelle: Reuters

Zum Start des neuen Schuljahres fehlen nach Angaben des Deutschen Lehrerverbandes Zehntausende Lehrkräfte.

"Zählt man nur die derzeit tatsächlich nicht besetzten Stellen, kommt man auf rund 10.000 fehlende Lehrkräfte insbesondere an Grund-, Förder- und Berufsschulen", so der Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger. "Wenn man aber die Stellen dazuzählt, die mit Quereinsteigern und Studenten beziehungsweise Pensionären besetzt sind, und wird auch noch die fehlende Unterrichtsreserve berücksichtigt, dann kommt man auf rund 35.000 fehlende Lehrer in Deutschland."

Besonders betroffen sind die neuen Bundesländer und die Stadtstaaten

Folgen des Mangels sind Unterrichtsausfall, größere Klassen - und im schlimmsten Fall fehlen sogar Noten auf Zeugnissen.

Ich rechne mit einer Verschärfung vor allem in den neuen Bundesländern und auch in den Stadtstaaten, insbesondere in Berlin", sagte Meidinger. "Aber auch in Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen ist die Unterrichtsversorgung auf Kante genäht."

Bei Krankheitsausfällen werde es auch dort große Versorgungsengpässe geben.

Im Endeffekt sind die Kinder die Leidtragenden, weil sie keinen guten und vollständigen Unterricht bekommen.

In Berlin hat der Lehrermangel besonders dramatische Züge angenommen: Im Juni fehlten laut Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) in der Hauptstadt noch 1.250 Lehrer. Ein Projekt zum Lückenstopfen heißt "Unterrichten statt Kellnern": Studenten in lehramtsbezogenen Masterstudiengängen werden Halbjahres- oder Jahresverträge an Schulen angeboten.

Pünktlich zum Schulstart klingt es in Berlin besser: 2.700 Lehrer wurden eingestellt. Während es in Bremen oder Sachsen zum Schulanfang noch Hunderte offene Stellen gibt, hat Berlin die Lücken erstaunlich schnell gefüllt.

Bildungssenatorin Scheeres freut sich,

dass wir trotz des bundesweiten Lehrkräftemangels so viele Menschen für die Berliner Schule gewinnen konnten. Angesichts des bundesweiten Lehrkräftemangels mussten wir in diesem Jahr besonders große Anstrengungen unternehmen, um in dieser Größenordnung wieder einstellen zu können. Wir müssen allerdings auch wieder auf viele Quereinsteigende zurückgreifen.

Es sind sogar sehr viele - von den 2.700 Lehrkräften haben gerade einmal 30 Prozent eine Lehramtsausbildung, nur zwölf Prozent für den Grundschulunterricht. In Sachsen ist mehr als die Hälfte der neu eingestellten Kollegen ohne pädagogische Ausbildung. Während in Baden-Württemberg noch Lehrer mit Gymnasialausbildung auf Stellen warten, sind im Grundschul- und Förderschulbereich noch viele Stellen zum Schulanfang unbesetzt.

Seitens der KMK wurden zwei Arten des Seiteneinstiegs vorgestellt. Einmal der Quereinstieg mit Vorbereitung und einmal der Sprung ins kalte Wasser und "training on the job", was idealerweise Kandidaten mit pädagogischer oder psychologischer Vorbildung sein sollten. In der Realität kommen auch diese Quereinsteiger jedoch teilweise auf anderen Wegen, wie über anfängliche Vertretungsstellen, unvorbereitet ins kalte Wasser.

Gerade dort, wo pädagogische Fähigkeiten besonders gefragt sind, ist der Anteil der Quereinsteiger am höchsten," warnt Markus Hanisch von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).

Seitens der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie in Berlin lautete die Rechtfertigung dafür, für den Großteil des Lehrerbedarfs auf Quereinsteiger oder Studenten zurück zu greifen:

Jede besetzte Stelle ist besser als eine unbesetzte Stelle.

Bildungsnotstand - Zustand an den Schulen "dramatisch, sehr dramatisch"

Die Bundesvorsitzende derGEW Marlis Tepe warnt:

Wir überlegen, ob wir über den Begriff Bildungsnotstand sprechen.

Tepe macht den Landesregierungen und der KMK den Vorwurf, ihre Aufgaben ungenügend koordiniert und nicht eingegriffen zu haben. Man hätte dem sogenannten "Schweinezyklus" entgegenwirken und dauerhaft einstellen können, statt unvorbereitet nach einer Pensionierungswelle ohne Lehrkräfte dazustehen.

Der Idee, den Mangel auch durch Digitalisierung zu mildern, hält Tepe entgegen, dass derzeit viel zu wenige Vewaltungsangestellte eingestellt seien, um die damit verbundenen Zusatztätigkeiten auszuführen, sodass sich der Mehraufwand für Lehrkräfte erhöhen könnte. Sie könne sich nicht vorstellen,

wie die pädagogische Aufgabe durch digitale Medien ersetzt werden soll.

Dem Lehrermangel steht ein permanenter Zuwachs an Schülers gegenüber. Nach einer offiziellen Prognose wird die Zahl der Schüler bis 2030 bundesweit um 278.000 auf 11,2 Millionen steigen. Das seien über zwei Prozent mehr als 2016, hatte die KMK im Mai mitgeteilt.

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