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Washington Post: Ukrainer wollen nicht für "korrupte Regierung" kämpfen

Potenzielle Rekruten kaufen sich lieber aus dem Land frei, als sich einer Armee anzuschließen, die "vor Korruption und Inkompetenz strotzt", berichtet die Zeitung. Andere versuchten ihr Glück auf dem Weg durch Wälder und Flüsse in die Nachbarländer.
Washington Post: Ukrainer wollen nicht für "korrupte Regierung" kämpfenQuelle: www.globallookpress.com © IMAGO/Florian Gaertner

Viele Ukrainer im wehrfähigen Alter sind nicht willens, für die "korrupte Regierung" von Präsident Wladimir Selenskij zu kämpfen, und vermeiden ihre Einberufung durch Bestechung, gefälschte Dokumente oder die gefährliche Flucht in benachbarte Länder, berichtete die Washington Post am Freitag.

Wenige Tage nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine befahl Selenskij, die Grenzen des Landes für Männer zwischen 18 und 60 Jahren zu schließen, und stationierte zusätzliche Wachen entlang der Grenze, um diese möglichen Rekruten an der Ausreise zu hindern. Nun, da Selenskijs ehemaliger enger Mitarbeiter vergangene Woche erklärte, dass die Ukraine über 300.000 Soldaten verloren hat, ist das Angebot an frischen Männern knapp.

"Ehrlich, wir brauchen mehr Soldaten. Die Berufssoldaten gehen uns aus", sagte der Kommandeur eines Angriffstrupps der ukrainischen 68. Brigade der amerikanischen Zeitung.

Kiew hat wiederholt seine Einberufungskriterien erweitert und holt nun auch ältere Männer und solche, die zunächst als untauglich galten. Berichte legen nahe, dass schon bald Teenager in den Dienst gepresst werden könnten. Die ukrainischen Behörden haben bereits eine Vorgabe fallen lassen, die Männer unter 28 ohne militärische Vorerfahrung von der Einberufung ausschloss, aber mehrere Zivilisten, die in diese Kategorie fallen, sagten gegenüber der Washington Post, dass sie keine Absicht haben, sich zu melden.

Ein 20-Jähriger sagte, er sei "nicht versessen darauf, sein Leben in der Armee aufs Spiel zu setzen, nach den Geschichten, die er von Freunden dort gehört habe, über unzureichende Ausbildung und endemische Korruption, wie, dass man Offizieren Schmiergeld zahlen müsse, um Urlaub zu bekommen", fasst die Washington Post zusammen. Weiter merkt die Zeitung an, dass "viele nicht scharf darauf sind, für eine Armee und eine nationale Regierung zu kämpfen, die als vor Korruption und Inkompetenz strotzend gesehen wird".

Angesichts der Bedingungen auf dem Schlachtfeld, die oft als "Fleischwolf" beschrieben wird, haben 650.000 Männer im wehrfähigen Alter die Ukraine verlassen, wie die BBC jüngst berichtete, während "hunderttausende" weitere sich innerhalb des Landes dem Dienst entziehen, wie die stellvertretende Verteidigungsministerin Natalja Kalmikowa im Oktober sagte.

Diejenigen, die flüchten wollen, verstecken sich in Autos, bestechen Grenzpolizisten oder versuchen ihr Glück zu Fuß durch Wälder und Flüsse, um etwa das benachbarte Rumänien zu erreichen, berichtet die Washington Post. Ortskundige Führer würden für 1.200 US-Dollar und mehr einen sicheren Weg durch die Wildnis anbieten, während "das aktuelle Bestechungsgeld für eine Wache an der moldawischen Grenze bei 300 US-Dollar liegt". Diejenigen, die in der Ukraine bleiben, können Militärangehörige für Dokumente bestechen, die sie für vom Dienst suspendiert erklären.

"Selbst wenn einem ein Bein fehlt, sagen sie, du kannst immer noch Drohnen lenken", erzählte ein Deserteur der Zeitung und erklärte, dass er nach Rumänien geflohen ist, weil die "normalen Ukrainer kämpfen und sterben, während Parlamentsabgeordnete und andere Angehörige der Eliten im Mercedes und anderen Luxusautos herumkurven". Andere schaffen es nicht, wie ein 46-Jähriger, der im letzten Monat erfroren ist.

Der Mangel an Personal hat die Fähigkeit der Ukraine verringert, Land von den russischen Truppen zurückzuerobern. Vergangene Woche sagte ein ukrainischer Soldat der BBC, seinen Männern seien mehrere Brigaden versprochen worden, um einen Einsatz auf das von Russland gehaltene östliche Dnjepr-Ufer durchzuführen. Stattdessen, sagte er, hätte er ein paar Züge junger Einberufener erhalten.

"Wir brauchen Leute, aber ausgebildete Leute, nicht die grünen Jungs, die wir jetzt hier haben", sagte er gegenüber dem britischen Sender. "Da sind Jungs, die haben gerade mal drei Wochen in Ausbildung verbracht, und gerade ein paar mal geschossen". Er fügte hinzu, dass "einige unserer Marines nicht einmal schwimmen können".

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