Deutschland

Undercover-Psychologin bei "Letzter Generation": Feindbild Politik, Reiche, Konzerne und Polizei

Eine Diplompsychologin verweilt rund ein Jahr mit falscher Identität bei den Klima-Apokalyptikern. Ihr Ziel ist es, die Motivation wie auch die hierarchischen Strukturen der Gruppe genauer zu untersuchen. Wie sich zeigt, streben die Aktivisten nach Märtyrertum.
Undercover-Psychologin bei "Letzter Generation": Feindbild Politik, Reiche, Konzerne und PolizeiQuelle: www.globallookpress.com © Sebastian Gollnow

Aktivisten der "Letzten Generation" strapazieren seit Mitte September erneut die Nerven der Berliner Bevölkerung. Die Diplom-Psychologin Maria-Christina Nimmerfroh arbeitet hauptberuflich an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Bereits zu Jahresbeginn gab sie Interviews zu ihren Erfahrungen als Undercover-Akteurin bei der "Letzten Generation". Nun schilderte sie der Berliner Zeitung ihre persönlichen Erkenntnisse im Verlauf ihrer Anwesenheit im Kreis unterschiedlicher Ebenen der Aktivistengruppe (Bezahlschranke).

Den "Weg der verdeckten Beobachtung" wählte die Psychologin, um so genauer zu erfahren, wie Menschen dazu gebracht werden, "auch hohe persönliche Risiken auf sich zu nehmen" wie etwa einen möglichen Gefängnisaufenthalt. Die generelle Motivation wäre eindeutig zu benennen:

"Eine gemeinsame Überzeugung, dass es draußen Feinde gibt – die Politik, die Reichen, die Konzerne und die Polizei." 

Nimmerfroh realisierte dabei jedoch recht zügig, dass vielen Aktivisten die im Hintergrund straff organisiert agierende Kerngruppe wenig bekannt, bewusst und von Interesse ist. Kritische Fragen, auch bezüglich individueller möglicher Partizipationsmöglichkeiten, würden wenig bis gar nicht gestellt:

"Der Kenntnisstand der Personen innerhalb der Letzten Generation unterscheidet sich sehr stark: Über Finanzierung, hauptamtliche Stellen und den Wechsel der Forderungen und inhaltlichen Schwerpunkte. Die Personen, die vor Ort aktiv sind, wissen darüber oft wenig. Ich bin nicht richtig dahinter gestiegen, warum das so ist."

Für ihre Recherchen hat die Psychologin ihr zur Verfügung gestellte interne Dokumente und Sitzungen analysiert und sich "viele von den Infocalls und Fragerunden" genauer angesehen, um festzustellen:

"Mir kam das merkwürdig vor. Wie kann man so hohe Risiken für die Organisation eingehen und gar nicht wirklich wissen, woher das Geld kommt und wie die Entscheidungen fallen?"

Daher habe sie recht schnell einen "Effekt der Selbstselektion" festgestellt, bedeutend, dass "nur die Personen, für die dieser Informationsstand in Ordnung ist", auch längerfristig aktiver bei der Gruppe bleiben. Diese Gruppe sei jedoch relativ klein. Daher wären die einzelnen regionalen "Widerstandsgruppen" von sehr unterschiedlicher Größe. So hätte die Stadt Frankfurt am Main "zum Beispiel keine aktive Widerstandsgruppe, obwohl das eine große Stadt mit einer langen linken Geschichte ist". 

Psychologisch hätte sich herauskristallisiert, dass die taktische Vorgehensweise der Leitungsebene lautet zu vermitteln: "Wir sind eine geschlossene Gruppe, deren Zusammenhalt darauf basiert, dass es von außen Widerstand gibt." Nimmerfroh erklärt:

"Aus psychologischer Sicht ist dies das Beste, was man machen kann. Die vielen Aktivitäten erzeugen den Effekt der Selbstwirksamkeit: Ich bin sofort Teil einer Bewegung und kann etwas machen, was in der Öffentlichkeit enorm wahrgenommen wird. Ein Wir-Gefühl entsteht und darum kümmert sich die Gruppe auch durch Tandempartner und Bezugsgruppen."

Dabei zeigen sich knallharte vorgegebene Strukturen in den Abläufen und der Außendarstellung seitens der leitenden Organisationsstrukturen:

"Die Narrative werden von oben vorgegeben und nicht diskutiert oder abgestimmt. Es gibt Sätze, die man nicht mehr sagen darf, die Gruppe ist extrem regelbehaftet."

Im Februar gab Nimmerfroh diesbezüglicher Strukturen der Bild-Zeitung zu Protokoll, dass sich die Aktivisten dabei "über den deutschen Rechtsstaat freuen" würden. So stehe in einem ihr vorliegenden Skript aus der Leitungsebene der "Letzten Generation":

"In anderen Ländern muss man fürchten, dass man selbst oder die eigene Familie ermordet wird, stellt man sich dem System in den Weg. Wir haben rechtsstaatliche Institutionen, die verhältnismäßig gut funktionieren und uns viel Freiheit geben."

Dass diese Freude und Erkenntnis mehr als angebracht ist, belegen wiederholt juristische Entscheidungen zu Gunsten der Chaotentruppe, wie jüngst die Entscheidung des Berliner Kammergerichts, einem Aktivisten die von der Polizei auferlegte Verordnungsgebühr für das Wegtragen wieder zurückzuzahlen.

Entscheidender Unterschied zwischen der "Letzten Generation", erstmalig öffentlichkeitswirksam durch einen Hungerstreik im Bundestagswahlkampf 2021 in Erscheinung getreten, und klassischen linken Gruppierungen zeige sich im Umgang zum Thema existierender Strafbestandsrealitäten:

"Die Letzte Generation zeigt Fotos der Menschen in Präventivgewahrsam für einen Solidarisierungseffekt und inszeniert die Gerichtsprozesse durch Trainings, indem die Aktivisten vorher auf die Situation als Angeklagte trainiert werden. Linke Gruppen verstecken sich und sorgen dafür, dass keiner etwas von Straftaten erfährt."

Für Nimmerfroh zeige sich durch diese Taktik der "Letzten Generation", dass "diese Bewegungen auch nie zusammenarbeiten können, das klappt nicht". Der Politik empfehle sie anstatt zunehmender Kritik "eher eine Zusammenarbeit und einen Dialog zu versuchen", da die öffentliche Abwertung aktuell eher noch solidarisierende Effekte bei Menschen hervorrufe. Die bewusste strategische Nutzung der Präventivhaft sieht die Psychologin kritisch, denn diese würde "bewusst instrumentalisiert". So würden gezielt potenzielle Aktivisten manipulativ "dazu motiviert und gesucht, die in Haft gehen und dafür eine besondere Anerkennung in der Gruppe bekommen". 

Intern wurde offen darüber diskutiert, "ob man sich dafür Urlaub nehmen kann, ob man sich aussuchen kann, wann man das macht". So hätte die interne Ansage existiert: "Wir wollen die Knäste füllen." Aus psychologischer Sicht betrachtet bedeute dies:

"Diese Personen schildern ganz oft, wie sie ihre eigene Angst überwunden haben. Das soll Vorbildcharakter haben. Ich will den Personen nicht absprechen, dass sie das ehrlich meinen, aber aus psychologischer Sicht ist das ein sehr wirksames Narrativ: Ängste überwinden und für eine große Sache ins Gefängnis gehen."

Zum Thema des bewusst künstlich geschaffenen "Märtyrertums" der Klima-Apokalyptiker weiß Nimmerfroh zu berichten, dass sie von Fortbildungsveranstaltungen wisse, deren Themen lauteten: "Für das dauerhafte Leben unter der Armutsgrenze."

Dies, in Verbindung mit Protesten und möglicher Inhaftierung, ergibt für die Psychologin das für sie eindeutige Ergebnis: "Mehr Märtyrertum kann ich mir für den Rechtsstaat nicht vorstellen."

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