Meinung

Terrorgefahr: Was mangelnde Kontrolle der US-Waffenlieferungen an Kiew für Europa bedeutet

Über einen möglichen Zweck der mangelnden Kontrolle und Rechenschaftslegung über Waffen aus den USA nun in den Händen Kiews schrieb Oleg Zarjow, ein ehemaliger ukrainischer Politiker. Der Militärblogger Kirill Fjodorow skizziert nun mögliche Konsequenzen für Europa und warnt: Es könnte hässlich werden.
Terrorgefahr: Was mangelnde Kontrolle der US-Waffenlieferungen an Kiew für Europa bedeutetQuelle: www.globallookpress.com © dpa/Bernd Weißbrod

Von Kirill Fjodorow

Robert Storch, der Generalinspekteur im US-Verteidigungsministeriums, hat einen Bericht veröffentlicht, der besagt: Die US-Militärbehörde konnte über etwa 40.000 Waffensysteme und Ausrüstungsgegenstände, die zur Lieferung an Kiew vorgesehen waren, keine Rechenschaft mehr ablegen. Sprich, der genaue Verbleib dieser Rüstungsgüter für die Ukraine ist derzeit unbekannt – sie könnten durchaus auch über diesen oder jenen Weg auf den Schwarzmarkt für Waffen gelangt sein, und von dort auch zu allen möglichen kriminellen oder sogar terroristischen Gruppierungen. 

Zu diesen Waffen und Gegenständen zählen etwa auch Kamikaze-Drohnen, schultergestützte Luftabwehr-Lenkraketen vom Typ Stinger und Nachtsichtgeräte im Wert von etwa einer Milliarde US-Dollar.

Erstmals begann diese äußerst beunruhigende Information zur möglichen Ausrüstung für Terroranschläge bereits im Sommer 2022 aufzutauchen. Später berichtete die Polizei jeweils in Deutschland und Österreich, dass Terroranschläge radikaler Islamisten zu Weihnachten verhindert worden seien. Im nun begonnenen Jahr 2024 schließlich teilten österreichische Medien mit, dass in die Planung der zum Glück vereitelten Anschläge eine afghanische Zelle der Terrormiliz Islamischer Staat involviert sei – der sogenannte IS-K, also "Islamischer Staat, Provinz Chorasan". Deren Pläne betrafen Anschläge auf den Kölner Dom und den Stephansdom in Wien, offenbar mit einer nicht näher umschriebenen Aktion, für deren Durchführung die Terroristen schultergestützte Lenkraketensysteme des Typs Stinger beschaffen wollten. Diese sollte ihnen ein ukrainischer Militär liefern, der öfter Zentraleuropa besuchte – und zwar für läppische 5.000 US-Dollar, bei einem realen Marktpreis von 110.000 bis 480.000 US-Dollar pro MANPADS-Werfer samt Lenkflugkörper.

Vieles ist an dieser Geschichte interessant. Erstens: Wie kommt es überhaupt dazu, dass ein ukrainischer Militär – also ein Mann – trotz des aktuellen Ausreiseverbots aus der Ukraine so oft und so leicht die ukrainische Grenze passieren kann? Zweitens: Wie wird dann dabei die Lieferung zum Kunden bewerkstelligt?

Fälle dieser Art bleiben in Europa übrigens nicht unkommentiert, und die Tatsache, dass verschiedene Waffensysteme in den Händen radikaler Islamisten in der Alten Welt landen, dürfte bei ausnahmslos allen dort Entrüstung auslösen und die Meinung über diese "Unterstützung" des Kiewer Regimes wohl radikal ändern. Das trifft sicherlich nicht nur auf Anhänger der ohnehin an Einfluss gewinnenden rechten Parteien zu, sondern durchweg auch beim "einfachen Volk", unabhängig von der individuellen Sympathie zu irgendeiner Partei. Denn Europa ist nicht dasselbe wie Idlib in Syrien, und auch Befürworter der sonstigen Nachteile des Krieges, den ihre Regierungen durch das Regime in Kiew führen lassen, wollen natürlich nicht alles aus diesem Krieg am eigenen Leibe spüren.

Das bis hierher Dargestellte wird im kollektiven Westen erneut die Frage nach der Kontrolle und Verfolgung der an Kiew übergebenen Waffensysteme akut werden lassen. Und diese Frage ist ganz und gar nicht einfach zu beantworten: ein halbes Jahr vor der Veröffentlichung des besagten Berichts begab sich genannte US-Generalinspekteur in das polnische Rzeszów zum dort eingerichteten militärischen Logistik-Drehkreuz – und berichtete, dort Berge von Kartons und Kisten mit Waffen und Ausrüstung ohne jegliche Deklarationen und Bestandslisten vorgefunden zu haben, so dass es nicht nur extrem schwer sei, das alles zu kontrollieren, sondern praktisch unmöglich sei. Unter solchen Bedingungen haben die Staaten des kollektiven Westens absehbar Nachteile von ihrer Unterstützung an das ukrainische Militär zu erwarten – unter anderem eben das Risiko von Terroranschlägen mittels jener westlichen Waffen, die ihren Weg aus der Ukraine zurück in den Westen finden.

Und das Fazit ist: Heute ist es nun geschehen und unmöglich, das Problem mit den mangelhaft dokumentierten Waffen wieder zu lösen. Denn sie wurden und werden in riesigen Mengen geliefert – und selbst die Prozedur, ab jetzt eine transparente Lieferkette einzurichten, würde die Lieferfristen noch weiter in die Länge ziehen und so zu neuem Gejammer der Kiewer Führung über die angeblich so ungenügende Unterstützung führen.

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Übersetzt aus dem russischen Telegram-Kanal von Kirill Fjodorow.

Kirill Fjodorow ist ein russischer professioneller Blogger und Videoblogger Jahrgang 1992, der in Riga in Lettland geboren wurde und dort sein ganzes Leben lebte, aber häufig nach Russland reiste. Zu den von ihm beleuchteten Bereichen gehörten moderne Militärtechnik im Hinblick auf (potenzielle) Anwendung in aktuellen Konflikten und Waffengeschichte, und zwar bezogen vor allem auf Panzerfahrzeuge: Er führte zu diesen Themen seit dem Jahr 2012 zwei Youtube-Kanäle (mittlerweile von YT geschlossen), die jeweils mit dem Silbernen Youtube-Button prämiert wurden und von deren Monetisierung er gut leben konnte, und führt einen Telegram-Kanal. Ein weiteres Thema war Gaming.

Da Fjodorow als russischer Patriot mit dem Beginn der militärischen Spezialoperation Russlands in der Ukraine in seinen Beiträgen eindeutig Russlands Seite bezog, wurde er am 17. März 2022 in Riga festgenommen und drei Monate lang festgehalten. Ihm wurden unter anderem Volksverhetzung sowie Rechtfertigung von Genozid und Kriegsverbrechen inkriminiert.

Bei der Festnahme wurde der Blogger nach eigener Angabe und Angabe der Nachbarn, auf die die Aktivistin Maria Butina verweist, mit Stromschlägen gefoltert, wobei er sich zu angeblicher Zusammenarbeit mit russischen Geheimdiensten bekennen sollte. Mithäftlinge im Gefängnis versuchten, ihn zu ermorden. Nach seiner Freilassung auf Kaution von 55.000 Euro lief das Verfahren gegen ihn weiter, doch gegen eine Strafzahlung von gut 27.000 Euro und das Eingeständnis der beiden Anklagepunkte wurde er aus dem Land gelassen. Am 17. März 2023 kam Fjodorow in Moskau an.

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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.