Meinung

Montjan: Die Enthüllungen der Washington Post über Selenskij und russische Verhandlungsträume

Große Teile der russischen Eliten wollen immer noch nicht verstehen, dass es derzeit um die Existenz Russlands und auch um ihr eigenes Leben geht. Nur im Falle eines Sieges werden Russland und Russen eine Zukunft haben, und die neuesten Enthüllungen der Washington Post sind nur ein weiterer Beleg dafür, meint die ukrainische Anwältin Tatjana Montjan.
Montjan: Die Enthüllungen der Washington Post über Selenskij und russische VerhandlungsträumeQuelle: Gettyimages.ru © Alastair Grant – WPA Pool

Von Tatjana Montjan 

Das Sprachrohr der US-Demokraten, die Washington Post, veröffentlichte am Wochenende einige geheime Dokumente aus dem Weißen Haus, die angeblich über den Messenger discord ins Internet gelangt sind. Darin heißt es, dass der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij in der Vergangenheit eine Reihe "nicht-trivialer" Maßnahmen gegen Russland vorgeschlagen hatte.

So hatte er Ende Januar eine Offensive auf russisches Territorium – in den Regionen Brjansk, Kursk und Belgorod – vorgeschlagen, um mit einem schnellen Überraschungsangriff "eine Reihe von russischen Grenzstädten zu besetzen". Selenskij zufolge würde ein solches Manöver ihm ein Druckmittel in den Verhandlungen mit Moskau über den Rückzug russischer Truppen hinter die Grenzen von 1991 verschaffen.

Angesichts dieser Informationen frage ich mich, was es mit einigen "Bewohnern der Region Brjansk" auf sich hat, die mir in den Kommentaren unter der Veröffentlichung über Jewgeni Prigoschins Reise zur Belgoroder Miliz schrieben, dass man keiner Miliz Waffen geben sollte und dass dort alles ruhig sei. Sind da einige bereit, Babys von Anhängern Banderas und Asow-Leuten zur Welt zu bringen? Vorausgesetzt natürlich, sie haben das Glück, die ukrainische Offensive zu überleben.

Außerdem bestand Selenskij laut der Washington Post auf Drohnenangriffen auf das russische Hinterland, die tatsächlich bereits durchgeführt werden (die Kuppel des Senatspalastes im Kreml kann es bezeugen).

Interessant ist, wie die Washington Post Selenskijs "Wut auf Ungarn" beschreibt. Er hatte die Absicht (oder hat sie immer noch), die Druschba-Ölpipeline in die Luft zu sprengen, um die ungarische Industrie zu zerstören. Die Nord Streams lassen grüßen. 

Nun, eine riesige Masse "erstaunlicher" Menschen in Russland, darunter Beamte, Politiker und Oligarchen, will einfach nicht verstehen, dass im Falle einer Niederlage Russlands in diesem Krieg niemand mit ihnen verhandeln wird. Man wird ihnen nicht einmal zuhören. Sie werden wie alle Bürger Russlands vernichtet werden. Selbst diejenigen, die sich nach Jahren der "harten Arbeit zum Wohle des Vaterlandes" mit ihrem Reichtum davonmachen wollen, werden das nicht tun können. Man wird sie sogar in Dubai schnappen, ganz zu schweigen von Spanien oder Italien, wo sie sich Paläste als Alterssitz gekauft haben. Man wird sie ausrauben und in den Müll werfen wie gebrauchtes Toilettenpapier.

Die einzige Chance zu überleben ist, diesen Krieg zu gewinnen.

Tatjana Montjan ist eine prominente ukrainische Rechtsanwältin und Strafverteidigerin, Publizistin und Bloggerin mit Millionenpublikum. 2004 noch auf der Seite des ersten Maidans, bezeichnete sie den Euromaidan im Herbst 2013 als Zerstörung der ukrainischen Staatlichkeit und stellte sich entschieden gegen diesen. Vor Beginn der russischen militärischen Intervention musste sie Kiew verlassen, nachdem sie vor der UNO über die Zustände in der Ukraine gesprochen hatte. Derzeit lebt sie im Donbass, engagiert sich für humanitäre Hilfe und führt tägliche Videoblogs. Man kann ihr auf ihrem Telegram-Kanal folgen. Ihr Kanal auf Youtube wurde im Frühjahr 2022 durch das US-Unternehmen gelöscht. 

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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.