Meinung

Der Dalai Lama: Ein Perverser zum Gruseln

Vergangene Woche machte ein wirklich ekliges Video in den sozialen Medien die Runde. In diesem küsst der Dalai Lama einen kleinen Jungen auf die Lippen und fordert ihn auf, er solle an seiner Zunge lutschen. Das erwachsene Publikum schaut anerkennend zu.
Der Dalai Lama: Ein Perverser zum Gruseln

Leser, die empfindlich auf Themen über unangemessenes Verhalten von Erwachsenen gegenüber Kindern reagieren, sollten diesen Artikel vielleicht überspringen.

Von Caitlin Johnstone

Ein Tweet von Tibet.net vom vergangenen Monat zeigt ein kurzes Video des tibetischen spirituellen Führers mit einem Kind während seines Treffens mit Studenten und Mitgliedern der Stiftung M3M, wobei Tibet.net den sexuell unangemessenen Teil der Begegnung herausgeschnitten hat.

Hier ist ein Link zum Video mit der Interaktion in voller Länge. Für diejenigen, die so etwas verständlicherweise nicht sehen möchten, aber sich mit einer Textbeschreibung zufriedengeben, hier ein Auszug aus dem Bericht dazu von News.com.au:

"Der Dalai Lama hat Empörung hervorgerufen, nachdem er kürzlich bei einer Veranstaltung einen kleinen indischen Jungen auf die Lippen geküsst und ihn bat, an seiner Zunge zu 'lutschen'. Die Aufnahmen der bizarren Interaktion, die vergangenen Monat während einer Veranstaltung für die indische Stiftung M3M stattfand, sind in den sozialen Medien viral gegangen. Das Oberhaupt des tibetischen Buddhismus, Tenzin Gyatso, empfing Studenten und Mitglieder der Stiftung in seinem Tempel in Dharamsala, Indien, wo er im Exil lebt. In dem Video nähert sich der Junge dem Mikrofon und fragt: 'Darf ich dich umarmen?' Der 87-Jährige antwortet mit 'Okay, komm' und bittet den Jungen auf die Bühne. Der Dalai Lama zeigt auf seine Wange und sagt 'zuerst hier', und der Junge umarmt und küsst ihn. Er hält den Arm des Jungen und dreht sich zu ihm um, sagt 'Dann denke ich, auch hier gut', während er auf seine Lippen zeigt. Der spirituelle Führer packt dann das Kinn des Jungen und küsst ihn auf den Mund, während das Publikum lacht. 'Und lutsche an meiner Zunge', sagt der Dalai Lama zu dem Jungen und streckte ihm die Zunge heraus. Sie pressen ihre Stirne aneinander und der Junge streckt kurz seine Zunge heraus, bevor er zurückweicht, während der Dalai Lama ihm einen spielerischen Klaps auf die Brust gibt und lacht."

Wie Michael Parenti bereits 2003 feststellte, war sexueller Missbrauch in der tyrannischen Umgebung des feudalen Tibets an der Tagesordnung, über das der 14. Dalai Lama immer noch die Herrschaft hätte, wenn Tibet nicht in den 1950er Jahren von der Volksrepublik China gewaltsam annektiert worden wäre. Während der Slogan "Freies Tibet" seit jeher vom Westen als Propagandaknüppel gegen China im Besonderen und gegen den Kommunismus im Allgemeinen verwendet wird, ist die Wahrheit an der Sache, dass Tibet quantifizierbar ein weitaus tyrannischerer und unterdrückerischer Ort zum Leben war, als es angeblich noch "frei" war.

Ich habe vor langer Zeit dem Dalai Lama einmal zugehört, als er nach Melbourne kam, um dort zu sprechen. Und ich erinnere mich, dass mir aufgefallen ist, wie sehr es ihm an Tiefgründigkeit fehlte. Als ein Mensch mit einem intensiven Interesse an Spiritualität und Erleuchtung fand ich es verwirrend, dass jemand, der in den Kreisen, in denen ich mich bewegte, so hoch angesehen war, zu gewissen Angelegenheiten einfach nichts zu sagen hatte außer oberflächliche Bemerkungen auf dem Niveau der Sesamstraße. Einfach nett sein und versuchen, die Welt zu einem besserer Ort zu machen. Wahrscheinlich wird niemand, der heute lebt, im westlichen Bewusstsein häufiger mit Buddhismus und spirituellem Erwachen in Verbindung gebracht als der Dalai Lama. Doch alles, was ich jemals von ihm gelesen oder gehört habe, kam mir im Vergleich zu den Worten anderer spiritueller Menschen als unbeholfen, wenig hilfreich und geschmacklos vor.

Diese verwirrende Diskrepanz löste sich auf, nachdem ich damit begonnen hatte, mich mit der politischen Analyse zu befassen, und dabei erfuhr, dass der Dalai Lama wahrscheinlich niemand ist, auf den man sich bei spiritueller Führung verlassen sollte, und er als Person eigentlich viel zu verkorkst ist, um wirklich viel innere Entwicklung erreicht zu haben.

Man lese nur das Interview, das er im September 2003 gegeben hat, solide sechs Monate nach der Invasion des Irak. Der Dalai Lama sagte gegenüber AP, er glaube, dass die US-Invasion in Afghanistan "vielleicht eine Art Befreiung" sei, die "den Rest der Zivilisation schützen" könne, ebenso wie die brutale Intervention der USA in Korea, und dass die US-Invasion im Irak "kompliziert" sei und mehr Zeit brauchen würde, bevor die Moral dieses Krieges bestimmt werden könne. Im Jahr 2005, Jahre nach der Invasion, nachdem sogar gewöhnliche Mainstream-Konsumenten und die Öffentlichkeit erkannt haben, dass der Irak-Krieg eine Katastrophe war, behauptete der Dalai Lama immer noch: "Der Irakkrieg – es ist zu früh, um zu sagen, ob er richtig oder falsch war."

Hier ist eindeutig jemand mit einem kaputten moralischen Kompass unterwegs. Dies ist eine grundlegende Einschätzung, die jeder normale Mensch mit einem gewissen Maß an psychischer und emotionaler Gesundheit schnell für sich selbst klären kann. Der Dalai Lama endet damit im Grunde auf derselben Seite der Probleme wie einige der schlimmsten Menschen dieser Welt.

Aber ich denke, das ist ungefähr das Beste, was man von einem buchstäblichen CIA-Agenten erwarten kann. Die "Regierung" des Dalai Lama erhielt bis in die 1960er Jahre 1,7 Millionen Dollar pro Jahr von der Central Intelligence Agency, und es wird berichtet, dass er selbst jahrzehntelang 180.000 Dollar pro Jahr von der CIA erhalten haben soll.

Auszug aus der New Yorker Buchbesprechung (New York Review of Books):

"Viele Freunde Tibets und Bewunderer des Dalai Lama, der sich immer für Gewaltfreiheit eingesetzt hat, glauben, er habe nichts über das CIA-Programm gewusst. Aber Gyalo Thondup, einer der Brüder des Dalai Lama, war eng in das Programm involviert, und CIA-Veteran John Kenneth Knaus, der an der Operation teilnahm, schrieb, dass 'Gyalo Thondup seinen Bruder, den Dalai Lama, über die allgemeinen Bedingungen der CIA-Unterstützung auf dem Laufenden hielt'. Laut Knaus zahlte die CIA dem Dalai Lama ab den späten 1950er Jahren 15.000 Dollar im Monat. Diese Zahlungen endeten 1974."

Die CIA ist heute mit Abstand die verdorbenste Institution der Welt, daher wäre es vernünftig anzunehmen, dass die moralische Entwicklung von jemandem, der so eng mit ihr verbunden war, ein wenig verkümmert ist. Vor zehn oder fünfzehn Jahren hätte es mich überrascht zu wissen, dass ich eines Tages diese Worte tippen werde, aber es stellte sich heraus, dass der Dalai Lama ein echtes Arschloch ist.

Es ist selten, einen spirituellen Führer zu finden, der sein Bewusstsein nach innen tief genug erweitert hat, um nützliche Dinge über Erleuchtung zu sagen. Und unter jenen, die dies geschafft haben, ist es äußerst selten, einen zu finden, der sein Bewusstsein auch nach außen tief genug erweitert hat, um Weltereignisse von einem Standpunkt der Weisheit und des Verstands zu kommentieren. Davon ist der Dalai Lama so weit wie nur möglich entfernt: Er hat ein Leben in Zusammenarbeit mit der törichsten Institution der Welt gelebt und ist innerlich wohl weniger entwickelt als die meisten Menschen, denen man auf der Straße begegnet.

Die Leute sollten aufhören, zu diesem Sonderling hochzusehen.

Update: Der Dalai Lama hat eine Erklärung zum Vorfall abgegeben. Hier ist sie in vollständigem Wortlaut:

"Es ist ein Video im Umlauf, das ein Treffen zeigt, bei dem ein kleiner Junge Seine Heiligkeit den Dalai Lama fragte, ob er ihn umarmen könne. Seine Heiligkeit möchte sich bei dem Jungen und seiner Familie sowie bei seinen vielen Freunden auf der ganzen Welt für den Schmerz entschuldigen, den seine Worte möglicherweise verursacht haben. Seine Heiligkeit neckt Menschen, denen er begegnet, oft auf unschuldige und spielerische Weise, sogar in der Öffentlichkeit und vor laufenden Kameras. Er bedauert den Vorfall."

Übersetzt aus dem Englischen.

Caitlin Johnstone ist eine unabhängige Journalistin aus Melbourne, Australien. Ihre Webseite findet sich hier und man kann ihr auf Twitter unter @caitoz folgen.

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