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Medienbericht: Für USA und NATO wird es immer schwieriger, Ukraine zu bewaffnen

In den Medien häufen sich Stimmen, dass die Waffen- und Munitionsvorräte von USA und NATO zur Neige gehen. Die Menge der eingesetzten Artillerie-Geschosse sei "schockierend" für NATO-Beamte. Ein Tag in der Ukraine sei mit einem Monat oder mehr in Afghanistan zu vergleichen.
Medienbericht: Für USA und NATO wird es immer schwieriger, Ukraine zu bewaffnenQuelle: Gettyimages.ru © Metin Aktas/Anadolu Agency

Die europäischen Staaten haben in den letzten Jahren ihre Verteidigungsbudgets, ihre Armeen sowie ihre Arsenale drastisch reduziert. Und jetzt erschöpft der Krieg in der Ukraine die bescheidenen Bestände an Artillerie, Munition und Luftabwehr. Selbst "die mächtigen Vereinigten Staaten" verfügen nur über begrenzte Bestände an Waffen, die die Ukrainer wollen und brauchen. Dabei ist Washington nicht bereit, wichtige Waffen aus Regionen wie Taiwan und Korea abzuziehen. Dies berichtet die US-amerikanische Tageszeitung The New York Times.

Die Menge der eingesetzten Artillerie in der Ukraine sei "schockierend", sagen NATO-Beamte. In Afghanistan hätten die NATO-Streitkräfte vielleicht sogar 300 Artilleriegeschosse pro Tag abgefeuert und sich keine wirklichen Sorgen um die Luftverteidigung gemacht. Aber die Ukraine kann täglich Tausende von Geschossen abfeuern und brauche immer noch dringend bessere Luftverteidigung gegen russische Raketen und Drohnen. Der Verteidigungsexperte beim European Council on Foreign Relations, Camille Grand, verglich einen Tag in der Ukraine mit einem Monat oder mehr in Afghanistan.

Im Sommer sollen die Ukrainer in der Donbass-Region täglich 6.000 bis 7.000 Artilleriegeschosse abgefeuert haben, sagte ein hochrangiger NATO-Beamter. Die Russen hätten 40.000 bis 50.000 Geschosse pro Tag abfeuern können. Zum Vergleich: Die Vereinigten Staaten sollen nur 15.000 Stück pro Monat produzieren.

Daher bemüht sich derzeit der Westen, die immer knappere sowjetische Ausrüstung und Munition zu finden, die die Ukraine jetzt einsetzen kann, einschließlich der S-300-Flugabwehrraketen, T-72-Panzer und vor allem Artilleriegeschosse sowjetischen Kalibers. Er versucht außerdem, alternative Systeme zu entwickeln, auch wenn sie älter sind, um die schrumpfenden Bestände an teuren Flugabwehrraketen und Panzerabwehr-Waffensystemen vom Typ Javelin zu ersetzen. Munition soll aus Ländern wie Südkorea gekauft werden, damit ukrainische Bestände aufgefüllt werden können.

Die westliche Rüstungsindustrie erhielt zudem immer mehr Signale, dass längerfristige Verträge in Aussicht stünden. Es könne sogar darum gehen, dass die NATO in alte Werke in Tschechien, der Slowakei und Bulgarien investieren soll, um die Herstellung von 152-Millimeter- und 122-Millimeter-Geschossen sowjetischen Kalibers aufzunehmen.

Darüber hinaus haben die NATO-Staaten der Ukraine einige moderne Artillerie zur Verfügung gestellt, für die 155-Millimeter-Geschosse des NATO-Standards verwendet werden. Für NATO-Systeme können jedoch nur selten Geschosse verwendet werden, die von verschiedenen NATO-Ländern hergestellt wurden. Ein NATO-Beamter bezeichnete den gemischten Satz von Systemen in der Ukraine als "NATO-Streichelzoo", da Waffen wie Panzer vom Typ Gepard oder Boden-Luft-Raketensysteme vom Typ Crotale (Französisch für "Klapperschlange") häufig mit Tiernamen bezeichnet werden.

Ein weiteres Problem ist die legale Exportkontrolle. So verweigerte die Schweiz, die Neutralität erklärt, Deutschland die Erlaubnis, in die Ukraine Flugabwehrmunition zu exportieren, die von der Schweiz hergestellt und nach Deutschland verkauft wurde. Italien hat eine ähnliche Beschränkung für Waffenexporte.

Im Februar seien die Vorräte vieler Länder nur etwa halb so groß gewesen wie geplant, sagte ein NATO-Beamter, und es habe wenig Fortschritte bei der Herstellung neuer Waffen gegeben.

Frankreich zum Beispiel habe der Ukraine mehrere eigene moderne Waffen zur Verfügung gestellt und einen Fonds in Höhe von 200 Millionen Euro für die Ukraine geschaffen, damit diese Waffen französischer Produktion kaufen kann. Frankreich hat der Ukraine jedoch bereits mindestens 18 moderne Caesar-Haubitzen zur Verfügung gestellt, was etwa 20 Prozent der gesamten verfügbaren Artillerie des Landes ausmacht.

Die Europäische Union hat 3,1 Milliarden Euro bereitgestellt, um die Mitgliedsstaaten für ihre Hilfe für die Ukraine zu entschädigen, aber dieser Fonds ist zu fast 90 Prozent ausgeschöpft. Insgesamt haben die NATO-Staaten der Ukraine bisher Waffen im Wert von rund 40 Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt, was annähernd dem jährlichen Verteidigungsbudget Frankreichs entspricht.

Laut einem anderen NATO-Beamten sollen kleinere Länder ihr Potenzial schon ausgeschöpft haben, und 20 der 30 NATO-Mitglieder seien "ziemlich ausgelaugt". Aber die verbleibenden zehn Länder könnten seiner Meinung nach immer noch mehr tun. Dazu sollen Frankreich, Deutschland, Italien und die Niederlande gehören.

Amerikanische Beamte bestehen trotzdem darauf, dass das US-Militär immer noch die Ukraine beliefern könne. Allerdings wird die Ukraine zunehmend dazu gedrängt, Waffen effizienter einzusetzen und beispielsweise keine 150.000-Dollar-Rakete gegen eine 20.000-Dollar-Drohne zu verwenden. Washington erwägt außerdem ältere, billigere Alternativen wie die Lieferung von Panzerabwehrlenkwaffen vom Typ TOW an die Ukraine anstelle von Javelins und Hawk-Boden-Luft-Raketen neuerer Versionen.

Im September verfügte das US-Militär laut einer Analyse von Mark Cancian über eine begrenzte Anzahl von 155-mm-Artilleriegeschossen und eine begrenzte Anzahl von Lenkraketen, Raketenwerfern, Haubitzen, Javelins und Stingers-Flugabwehrraketen. Er fügte hinzu, dass wenn man die Produktionskapazitäten für 155-Millimeter-Munition erhöhen wollen würde, es vier oder fünf Jahre dauern könne, bis man sie am anderen Ende der Welt sehen würde.

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