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Israelischer Top-Immunologe über Enttäuschung von Impfstoffen und Fehler in der Pandemiekrise

Professor Cyrille Cohen und seine israelischen Kollegen seien überrascht gewesen, wie schlecht die aktuellen Impfstoffe vor einer Ansteckung schützen. Der Grüne Pass würde sich damit erübrigen. Zudem sei die Einbeziehung des Bildungssektors in den Maßnahmenkatalog ein großer Fehler gewesen.
Israelischer Top-Immunologe über Enttäuschung von Impfstoffen und Fehler in der PandemiekriseQuelle: Gettyimages.ru © Gili Yaari/NurPhoto - Kontributor

Professor Cyrille Cohen ist Leiter des Fachbereichs Immunologie an der Bar Ilan Universität in Tel Aviv, Präsident der Israelischen Vereinigung für Krebsforschung und Mitglied des Beratungsausschusses für Impfstoffe der israelischen Regierung. Cohen gab dem britischen Online-Magazin UnHerd am 18. Januar 2022 ein Interview. Darin äußerte er sich zu den jüngsten Erkenntnissen der israelischen Wissenschaft mit Hinblick auf den Versuch, über eine Impfstrategie und Maßnahmen einen positiven Effekt auf die Delta- und Omikron-Welle zu erwirken.

Im Verlauf der gesamten Corona-Krise hätten die Mediziner viel "epidemiologisches und immunologisches Wissen" über das Virus erlangt. In Bezug auf die israelischen Daten, so Cohen, zeichne sich folgende Entwicklung ab: Je mehr eine Population einem Krankheitserreger ausgesetzt sei, desto mehr werde sie auch resistent. Das Immunsystem würde "lernen und erkennen". Es handele sich dabei um die sogenannte Herdenimmunität.

Der Wissenschaftler betonte zugleich, dass der 2020 eingeschlagene Weg nach dem damaligen Wissensstand zwar die richtige Strategie gewesen sei. Lockdowns, Impfverpflichtungen und andere Maßnahmen hätten durchaus ihre Berechtigung gehabt. Heute zeige sich aber ein anderer "Blick auf COVID-19", so Cohen in dem Interview.

Im Februar 2021 hätten die Daten dann gezeigt, dass es nach den Zweitimpfungen bei der Bevölkerung zu einem Rückgang der Immunität gekommen sei. Die finale Entscheidung zu einer dritten Impfverpflichtung, "glauben sie mir, war nicht einfach". Auch diese Maßnahme sei aber richtig gewesen. Denn dadurch seien "die Folgen einer vierten Welle minimiert" worden, und zwar bevor die Omikron-Welle startete. Trotz der, seiner Meinung nach, "intelligenten Entscheidung", die Grenzen zu schließen, habe man nicht verhindern können, dass das Omikron-Virus sich im Lande ausbreitet. Auf die jüngsten Studien bezüglich einer "vierten Impfung" kam Cohen in dem Interview allerdings nicht zu sprechen.

Die Lektion, die man gelernt habe, sei, dass die Impfungen gegen "schwere Erkrankungen, schwere Fälle" sehr gut geholfen habe. Dass jedoch die Infektionsrate der geimpften Menschen unlängst so hoch, also negativ ausgefallen sei, habe alle in Israel "überrascht". Im März und April 2021 habe sich in Israel annähernd eine Normalität eingestellt, nach dem Ende des Lockdowns. Das Alltagsleben habe sich geöffnet, die Krankenhäuser hätten sich geleert. Und Mediziner wie Wissenschaftler seien sich, ausgehend von den vorhandenen Daten, sicher gewesen: "Impfstoffe können die Übertragung verhindern."

Die Erkenntnis laute aber nun: Die Wirkstoffe "verhindern die Übertragung kurz nach der Verabreichung, aber nicht über einen langen Zeitraum." Cohen meinte dazu:

"(...) und deshalb waren wir überrascht, als wir schließlich feststellten, dass die Impfstoffe uns nicht schützen, dass sie nicht das verursachen, was wir 'sterilisierende Immunität' nennen".

Mit dem "Green Pass" müssen in Israel alle Menschen ab dem 3. Lebensjahr nachweisen, dass sie geimpft, genesen oder negativ getestet sind. Nur so können sie am "Alltagsleben" teilnehmen. Bezüglich des Nutzens und der Sinnhaftigkeit dieses ebenfalls sehr früh eingeführten Instruments bemerkte der Professor, dass sich auch dahingehend die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit derzeit radikal ändere. Cohen wörtlich:

"Vor allem beim Omikron, wo wir praktisch keinen Unterschied sehen, gibt es einen sehr schmalen Grat zwischen geimpften und ungeimpften Menschen, die sich beide mit einem Virus infizieren können, mehr oder weniger an der gleichen Stelle (dem gleichen Ort)."

Der Moderator wollte von Cohen daher wissen, ob sich die Verpflichtung, die Einforderung, eines solches Instrumentariums daher nicht erübrigen würde. Er fragte, ob sie nicht "auslaufen", bzw. "abgeschafft werden sollten", da sie in der Omikron-Welle "nicht mehr relevant seien". Cohen erwiderte:

"Ich neige dazu, das zu glauben. Und da ist auch etwas anderes. Wir müssen in die Zukunft schauen. Wir brauchen bessere Impfstoffe, um die Übertragung zu verhindern...und wir wissen, dass sogar Omikron eine Menge Reinfektionen verursacht, bei Menschen, die geimpft wurden, und Sekundärinfektionen, usw. Wir müssen berücksichtigen, dass das Virus immer noch besser immunisiert als der Impfstoff."

Der Grüne Pass habe zudem auch die schlichte Funktion, einer "Ermutigung der Menschen, sich impfen zu lassen". Cohen legte Wert auf seine persönliche Einschätzung, nachdem der Moderator entsprechend nachgehakt hatte: Der Wissenschaftler würde "bis zu einem gewissen Grad" den Menschen eine natürliche Infektion gegenüber der Impfung nicht empfehlen. Was die Strategien anderer Länder und die unterschiedlich harten Maßnahmen und Restriktionen angeht, meinte Professor Cohen, das sei jedem Land individuell überlassen. Und er betonte erneut:

"Aber ich denke einfach, dass die Realität, dass die Impfstoffe, die wir jetzt haben, die Übertragung nicht unbegrenzt verhindern können. Vielleicht in naher Zukunft, aber nicht auf unbestimmte Zeit. Ich denke also, wenn das Ziel darin besteht, die Übertragung zu verhindern, ist ein Grüner Pass nicht der beste Weg, dies zu tun."

Im Hinblick auf die politischen wie gesellschaftlichen Diskussionsebenen in den zurückliegenden zwei Jahren – unter Einbeziehung wissenschaftlicher Erkenntnisse der Prä-COVID-Jahre und der tendenziellen "Hinterfragung" am Beispiel der Herdenimmunität – erläuterte Cohen seine Sicht auf eine "recht eingleisige und dominierte Diskussion":

"...wenn man Politik und Immunologie oder Gesundheitswissenschaften vermischt, kommt am Ende des Tages Politik heraus."

Rückblickend sei nach Ansicht Cohens der größte Fehler gewesen, den Bildungssektor mit in die Restriktionen und Maßnahmen einzubeziehen. Dieser Bereich hätte nie "mit einbezogen werden dürfen". Schulschließungen, keinen Zugang zu Universitäten und Home-Schooling (in Israel) werden "einige Auswirkungen in der Zukunft" zeigen:

"Und das ist ein Punkt, der mir sehr leid tut.", so Cohen in dem Interview.

Er sei neidisch auf jene Länder, die dies nicht ausgeführt hätten. Er könne und möchte jedoch keinerlei Aussagen oder Voraussagen darüber machen, wie der Staat Israel auf zukünftige Virus-Varianten mit Maßnahmen reagieren werde. Im Hebräischen heiße es:

"Eine (die) Prophezeiung ist dem Narren gegeben".

Er gehe davon aus, dass das Coronavirus die Welt auch noch die kommenden Jahre beschäftigen wird. Dann aber eher wie ein Grippevirus, mit besseren und schlechteren Wellen. Die Omikron-Variante könne dabei dienen, "den Übergang zu beschleunigen", in eine endemische Phase zu gelangen. Zum Ende des Gesprächs wollte der Moderator wissen, ob die weltweiten Kampagnen gegenüber den Ungeimpften gemäß den Erkenntnissen der jüngsten Zeit nicht ein Ende finden sollten. Cohens Meinung dazu lautet, dass die Impfung freilich eine rein persönliche Entscheidung darstelle. Diese Entscheidung würde aber automatisch auch "einige Konsequenzen" (wie die potenzielle Erkrankungsgefahr, überfüllte Krankenhäuser und die Gefahr einer Abweisung) mit sich bringen. Dies müsse jeder Mensch für sich entscheiden, zumindest bis zu einem gewissen Alter. Ab 50 müsse das "Altersargument" mehr berücksichtigt werden. Daher wäre es dann für ihn "nicht nur eine alleinige Entscheidung, gegenüber der Gesellschaft", so Cohen zum Ende des Gesprächs.

Mehr zum Thema - Schwere Geschütze gegen Omikron? Die Daten geben das nicht her

Information:

Sicherheit und Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe sind umstrittene Themen. Zahlreiche Experten in Wissenschaft, Politik und Medien schätzen diese als sicher und effektiv ein, da sie das Risiko einer schweren COVID-19-Erkrankung weitgehend verhindern und die Vorteile einer Corona-Impfung die Risiken und Nebenwirkungen überwiegen. Langzeitnebenwirkungen der Impfungen sind generell nicht bekannt. Auch Risiken wie der ADE-Effekt (antibody-dependent enhancement, auf English: infektionsverstärkende Antikörper) wurden bisher bei weltweit Milliarden verabreichter Impfstoff-Dosen nicht beobachtet. Auch, dass Gensequenzen von beispielsweise mRNA-Vakzinen in die menschliche DNA eingebaut werden, gilt in Fachkreisen als ausgeschlossen. Stellungnahmen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der bundesdeutschen Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) lassen sich hier und hier nachlesen.

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