"Schockierende Informationen": Fico-Attentäter war vielleicht doch kein Einzeltäter
Der Mann, der am Mittwoch den slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico lebensgefährlich verletzt hat, ist möglicherweise doch kein Einzeltäter. Es gebe dafür Indizien, sagte Innenminister Matúš Šutaj-Eštok am Sonntag vor Journalisten in Bratislava, wie die Zeit berichtet. Er betonte:
"Wir haben ein Ermittlerteam zusammengestellt, das auch mit der Version arbeiten wird, dass es sich nicht um einen einsamen Wolf handelte."
"Die Situation erweist sich als noch schlimmer, als wir es erwartet haben", sagte auch Verteidigungsminister Robert Kalinák. Möglicherweise habe eine andere Partei "zugunsten des Täters gehandelt". Details nannte Kalinák nicht. Die Behörden hatten zuvor von einem Einzeltäter gesprochen. Kalinák ergänzte, dass es Hinweise gibt, wonach der Attentatsversuch "in einem größeren Kreis besprochen" worden sei. Und weiter:
"All das sind schockierende Informationen und für viele von uns wäre es viel einfacher, wenn wir nur von einer Person sprechen könnten."
Eins der Indizien sei, dass der vollständige Inhaltsverlauf der Facebook-Seite des Täters zwei Stunden nach seiner Festnahme gelöscht worden sei, sagte Šutaj-Eštok. Der Mann sei zu diesem Zeitpunkt in den Händen der Polizei gewesen und habe selbst keinen Zugang zu der Seite gehabt. Auch dessen Frau habe in diesem Augenblick nicht darauf zugreifen können, sagte der Innenminister. Wer hat also die Löschung durchgeführt?
Šutaj-Eštok richtete eine Warnung an "alle Tastaturhelden", die das Attentat auf den 59 Jahre alten Regierungschef im Internet guthießen oder weitere Hassbotschaften und Gewaltaufrufe verbreiteten. Die Polizei werde schonungslos gegen alle solche Hetzer vorgehen, sie finden und für ihre Bestrafung sorgen.
Der Zustand von Fico war am Sonntag laut Kalinák vier Tage nach dem Attentat weiterhin ernst. Der 59-Jährige habe aber eine positive Prognose bekommen, sagte Kalinák vor dem Krankenhaus in der Stadt Banská Bystrica, in dem der Ministerpräsident behandelt wird. "Das Schlimmste von dem, was wir befürchtet hatten, ist vorbei, zumindest für den Moment."
Der stellvertretende Direktor des Krankenhauses, Milan Urbani, sagte zu Reportern, es werde davon ausgegangen, "dass sich der Patient derzeit nicht in einem lebensbedrohlichen Zustand befindet". Die Genesung werde allerdings viel Zeit in Anspruch nehmen. "Wir glauben fest daran, dass alles eine gute Richtung nehmen wird."
Fico war am vergangenen Mittwoch vor einem Kulturzentrum in der Stadt Handlová in die Bauchgegend geschossen worden. Er selbst hatte im April bei Facebook seine Einschätzung geteilt, dass die steigenden Spannungen zu einem Politikermord führen könnten. Fico warf in dem Post den Medien vor, die Spannungen zu schüren. Er hatte sich in jüngster Zeit verstärkt gegen den WHO-Pandemievertrag sowie weitere Ukraine-Hilfen ausgesprochen.
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