Deutschland

Auswärtiges Amt sagt Ehrung für israelischen Historiker ab

Schon im November sollte dem Historiker Gideon Greif das Bundesverdienstkreuz für seine Holocaust-Forschungen verliehen werden. Das Außenministerium zog das noch unter Heiko Maas wieder zurück – weil Greif eine Historikerkommission zu Srebrenica leitete, die zu einem abweichenden Ergebnis kam.
Auswärtiges Amt sagt Ehrung für israelischen Historiker abQuelle: www.globallookpress.com © Andreas Gora

Der israelische Historiker Gideon Greif, der ursprünglich in Deutschland vom Auswärtigen Amt in Würdigung seiner langjährigen Forschungen über den Holocaust für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen worden war, erhält die Auszeichnung nun doch nicht. Wie jetzt erst bekannt wurde, war der ursprüngliche Vorschlag noch unter dem geschäftsführenden Bundesaußenminister Heiko Maas wieder zurückgezogen worden. Die Verleihung, die eigentlich bereits für den 10. November geplant war, wurde kurzfristig abgesagt.

Der Grund dafür ist die Mitwirkung von Gideon Greif in einer Historikerkommission, die die Geschichte der Region Srebrenica während des Bosnienkrieges von 1992 bis 1995 aufarbeiten sollte. Weil diese Kommission die bosnisch-serbische Republik finanzierte, wurde deshalb Greif nun der Vorwurf gemacht, ein "Leugner des Völkermords von Srebrenica" zu sein.

Greif hatte sich zu diesem Punkt klar geäußert: "Dies war kein Genozid, in keinem Fall." Michael Mandelbaum, ehemaliger Berater der Clinton-Regierung, sieht das ebenso: "Die Definition von Genozid ist breit, aber ihr Kern ist die Absicht, ein Volk als solches auszulöschen: das war, was die Nazis mit dem jüdischen Volk versuchten. Das ist nicht, was die Serben mit den bosnischen Muslimen zu tun versuchten. Das serbische Ziel war, jene, die auf dem Gebiet, das die Serben kontrollieren wollten, lebten, zu vertreiben, nicht, sie alle zu töten, schon gar nicht, alle Muslime überall zu töten."

Die Kommission, deren Vorsitz Greif hatte, nannte das Massaker von Srebrenica ein Kriegsverbrechen, das geahndet werden müsse, wich aber in ihrem 1.200 Seiten umfassenden Bericht in zwei Punkten von der etablierten Geschichtsschreibung ab: sie benannte die Zahl der Opfer niedriger und erklärte, bis auf einige hundert zivile Opfer habe es sich um Soldaten gehandelt.

Die Mitarbeit in dieser Kommission war der Grund dafür, dass der Plan einer Auszeichnung von Gideon Greif zu Protesten aus Bosnien-Herzegowina führte. Daraufhin zog das Auswärtige Amt noch unter Heiko Maas seinen Vorschlag komplett zurück, obwohl eine Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz für bestimmte Leistungen erfolgt und eine Auszeichnung für Jahrzehnte der Forschung über den Holocaust keine Stellungnahme zu Greifs Tätigkeit in der bosnischen Historikerkommission bedeutet hätte.

Gideon Greif hat insbesondere über das jüdische "Sonderkommando" in Auschwitz geforscht und war 25 Jahre lang Mitarbeiter der Gedenkstätte Yad Vaschem. Einer seiner Arbeitsschwerpunkte war die didaktische Vermittlung.

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